Partyvolk statt Asylbewerber

Nach drei Jahrzehnten muss die Beratungsstelle für Asylsuchende weg aus Wiedikon

Text&Bild: Pete Mijnssen

Im März wurden der Beratungsstelle für Asylsuchende die Räumlichkeiten an der Bertastrasse 8 gekündigt. Dort hatte sie jeweils am Mittwochnachmittag kostenlos AsylbewerberInnen und vorläufig Aufgenommene rechtlich beraten. Begründung: Die Mieter hätten sich über «übermässigen Verkehr» im Haus beschwert. Die von den Hilfswerken Caritas Zürich und Heks getragene Fachstelle hatte ihre Dienstleistung seit 1986 angeboten.

Bei der Verwaltung, der Treuhandfirma Altrega, wird die Kündigung bestätigt. Zu den Gründen gibt es vom Geschäftsinhaber Alexander Bodmer aber aus Diskretionsgründen nur ein dürres «No Comment». Der Heks-Mediensprecher Dieter Wüthrich kann sich vorstellen, dass die Kündigung «aufgrund des grossen Ansturms» auf die Fachstelle und deren Erfolg ausgesprochen wurde. Die Zürcher Beratungsstelle für Asylsuchende hat im Jahr 2015 2295 Flüchtlinge aus 74 Ländern beraten und 154 neue Mandate übernommen.

Die Verantwortlichen der Beratungsstelle drehen die Geschichte somit ins Positive. Auch die Regionalleiterin Kathrin Stutz freut sich trotz Wehmut über die neuen und grösseren Räume an der Flurstrasse in Altstetten. Dennoch bleibt die Frage, wieso es für eine Fachstelle für Menschen in Not im Boomquartier zwischen Idaplatz und Lochergut neben all den Hipster-Lokalen und Bars keinen Platz mehr hat. Und ob es einfacher war, sich gegen «den übermässigen Personenverkehr» durch Asylbewerber zu wehren, als gegen die Partymeile rund um den Idaplatz und seit neustem auch am Brupbacherplatz.

 

Website der Beratungsstelle für Asylsuchende Zürich

Asyl-Gebäude

Die Fachstelle musste ausziehen, weil sich die Nachbarn beschwert hatten.